WAS IST EIN GREENSCREEN UND WIE FUNKTIONIERT ER?

WAS IST EIN GREENSCREEN UND WIE FUNKTIONIERT ER?
Wir ersetzen den grünen Hintergrund durch eine abstrakte Grafik.

Regelmäßig produzieren wir Aufnahmen in unserem mobilen Greenscreen-Studio. Vor allem Ansprachen an die Mitarbeiter oder Präsentationen profitieren davon. Doch was steckt hinter der Technik und wie funktioniert sie?

Zuerst einmal zur Definition: Ein Greenscreen lässt sich mit nur einem Wort beschreiben: „Nachrichtenstudio“. Ein Greenscreen ist im Grunde nichts anderes als eine gleichmäßige grüne Farbfläche, die hinter der Person oder einem Objekt aufgebaut wird. Später wird der Farbton dann entfernt und durch ein beliebiges Video oder Bild ersetzt. Im Nachrichtenstudio steht der Sprecher dann in einem digitalen Raum, der Wettermoderator erklärt an der Wetterkarte die Situation der kommenden Tage oder der Schauspieler läuft im alten Rom am Kolosseum vorbei. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig und tauchen in einer Vielzahl von Produktionen auf.

Im Folgenden möchte ich erklären, wie die grüne Farbe verschwindet und welche Arbeitsschritte für ein gutes Ergebnis besonders wichtig sind. Was benötigt man nun dazu?

1. EINEN GRÜNEN STOFF ODER EINE FARBFLÄCHE

Wichtig ist hier vor allem, dass die Fläche einen gleichmäßigen Farbton aufweist und nicht reflektiert. Verschiedene Grüntöne funktionieren zwar auch, erhöhen aber stark den Aufwand beim späteren Schnitt. Welcher Grünton genau verwendet wird ist zweitrangig, wobei es Farbtöne gibt, die besonders geeignet sind. Grundsätzlich gilt: Je „greller“, desto besser.

Warum aber gerade Grün? Tatsächlich funktioniert die Technik mit jedem Farbton, aber zwei Farben haben sich bewährt: Grün und Blau (Bluescreen). Warum das so ist, hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist, dass diese Farben am menschlichen Körper üblicherweise nicht vorkommen und sich gut von Hauttönen abheben. Dann gibt es – insbesondere für grün – häufig noch ein paar technische Vorteile.

Für die Aufnahme einer Person vor dem Greenscreen ist es zudem wichtig, dass die Kleidung keine Grüntöne enthält, da somit „Löcher“ im Körper entstehen würden, da ja der komplette Farbton entfernt wird. Auch auf die Vermeidung starker Reflektionen auf z.B. glänzenden Kleidungsstücken oder der Brille sollte geachtet werden.

2. AUSLEUCHTUNG DES SETS

Nachdem wir den Hintergrund aufgebaut haben, geht es an die Ausleuchtung des Sets. Dafür sind in der Regel mehrere Lampen notwendig. Wir leuchten eine Person mit der sogenannten Drei-Punkt-Beleuchtung aus und beleuchten zusätzlich den Hintergrund. Wie diese Beleuchtungs-Art genau aussieht, zeigt die folgende Grafik. Details führen an dieser Stelle aber zu weit, daher habe ich hier den Wikipedia-Artikel verlinkt.

Die studiotypische Drei-Punkt-Beleuchtung für eine Person. Den Hintergrund leuchten wir meist noch zusätzlich aus.

Wichtig für eine Aufnahme im Greenscreen-Studio ist es, starke Schattenwürfe auf den Hintergrund zu vermeiden, denn Schatten erzeugen einen anderen, dunkleren Grünton. Mit Hilfe einer Softbox leuchten wir daher mit weichem Licht, damit die Schatten weniger hart auf den Hintergrund fallen. Mit zusätzlichen Lampen beleuchten wir zudem den grünen Stoff an den entsprechenden Stellen. Es hilft zudem, die Person möglichst weit weg vom Greenscreen zu positionieren. Oft ist es sogar möglich, die Schatten ganz aus dem Bild zu nehmen, indem wir die Lampen einfach steiler aufstellen und jene somit erst außerhalb des Bildes zu sehen sind. Das ist aber nicht immer möglich.

3. DIE WAHL DER KAMERA

Grundsätzlich funktioniert das Freistellen der Person (= Lösung vom Hintergrund und damit der grünen Farbe) sogar mit Aufnahmen vom Smartphone. Die Ergebnisse werden dann aber in den seltensten Fällen zufriedenstellend sein. Die Kamera spielt bei einer Greenscreen-Aufnahme eine wichtige Rolle.

Professionelle Kameras sind besser geeignet, da diese in der Regel eine hohe Auflösung ermöglichen (mehr Details sorgen für klarere Kanten) sowie die Aufnahme wenig komprimieren.

Vereinfacht ausgedrückt speichern in der Regel günstige Kameras nur Daten, die das menschliche Auge wahrnimmt und alle anderen Daten werden entfernt. Konkret ist das z.B. die Unterscheidung zwischen Helligkeit und Farbe. Das menschliche Auge nimmt Farbinformationen im Gegensatz zur Helligkeitsinformation nur reduziert wahr. Man speichert daher in der Videodatei z.B. nur die Hälfte der möglichen Farbinformation bei voller Helligkeitsinformation. Das reduziert unter anderem die Dateigröße merklich.

Für Aufnahmen im Greenscreen-Studio können aber gerade diese Farbinformationen im Schnitt von großer Bedeutung sein. Wir sehen zwar optisch keinen Unterschied, aber mit einer günstigen Kamera haben wir meist weniger dieser wichtigen Informationen in der Videodatei gespeichert, welche die Software zum Freistellen nutzen könnte.

4. CHROMA-KEYING IN DER SCHNITTSOFTWARE

Die Freistellung einer Person am Computer mit After Effects.

Nachdem wir nun die Aufzeichnung beendet haben, kommen wir zur „Zauberei“. Im Schnitt entfernen wir nun den grünen Hintergrund und ersetzen diesen mit einem abstrakten Bild.

Dazu laden wir zuerst die Videodatei sowie das Bild des Hintergrunds in unsere Software. Wir verwenden After Effects von Adobe, aber auch andere Programme können Greenscreen-Aufnahmen freistellen. Nachdem wir den Videoclip importiert haben, legen wir darunter unseren Hintergrund, in diesem Fall ist das ein einfaches Bild, das wir in Photoshop erstellt haben.

Nun folgt das eigentliche Keying – wie das Entfernen des grünen Farbtons genannt wird. Dafür kommt der Effekt „Keylight“ zum Einsatz. Dort haben wir zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die vor allem die feinere Abstimmung an den Kanten betreffen. Der erste Schritt aber ist der wichtigste. Mit dem „Pipetten-Werkzeug“ wählen wir den Grünton des Hintergrunds als unsere Key-Farbe aus und sofort verschwindet das Grün und der abstrakte Hintergrund wird sichtbar. Folgend passen wir nun noch einige Einstellungen an, um z.B. an den Haaren ein besseres Ergebnis zu erhalten. Im Grunde aber ist das Freistellen damit schon erledigt.

JE KOMPLEXER DIE AUFNAHME, DESTO AUFWÄNDIGER DER SCHNTT

Das war nun schon die „Zauberei“. Zugegeben ist dies eine ziemlich einfache Aufnahmesituation. Vor allem, da wir die Kamera nicht bewegen und die Person stillsteht sowie der Greenscreen den kompletten Hintergrund abdeckt. Trifft das nicht zu, steigt der Aufwand stark an. So muss sich dann z.B. der Hintergrund an die Bewegung der Kamera anpassen…

Greenscreen-Aufnahmen für Ansprachen oder Interviews sind in der Regel sehr einfach, schnell durchzuführen und vielfältig einsetzbar. Meist genügt ein mittelgroßer Besprechungsraum, in dem wir unsere mobile Technik direkt bei Dir vor Ort aufbauen.

Das Keying funktioniert übrigens auch unter Livebedingen. Wir produzieren unter anderem Livestreams in unserem mobilen Studio. Damit bist Du unabhängig von den Räumlichkeiten und hast maximale Flexibilität in der Gestaltung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*