INTERVIEWS RICHTIG AUFNEHMEN

INTERVIEWS RICHTIG AUFNEHMEN
Beispiel für eine Ansprache vor einem Greenscreen

Interviews oder Ansprachen sind aus der Unternehmenskommunikation heutzutage kaum mehr wegzudenken. Immer häufiger richtet sich der Chef per Videobotschaft an die Mitarbeiter oder ein Gespräch mit einem Experten wird während einer Tagung gezeigt. Was aber genau gibt es zu beachten? Wie viel Aufwand und Technik sind notwendig, um ein solches – scheinbar recht einfaches – Video zu drehen?

MIT WIE VIELEN KAMERAS?

Die Frage, mit wie vielen Kameras gedreht werden sollte, kommt immer wieder auf. Einfach zu beantworten ist sie so erstmal nicht, da natürlich einige Faktoren hierbei eine Rolle spielen. Für die Klärung, wie viel Technik eingesetzt werden sollte, muss daher zuerst die Anforderung definiert werden. Dazu können die folgenden Fragen helfen:

  1. Wer spricht? Geschäftsführer, Azubi, Schauspieler?
  2. Spricht die Person den Zuschauer direkt an oder spricht sie mit einer dritten Person, die sichtbar im Bild ist?
  3. Soll sich die Kamera bewegen oder statisch montiert sein? Sollen Schnitte für Abwechslung sorgen?
  4. Wie viel Drehzeit ist vorhanden?
  5. Wo findet der Dreh statt? Ist ein Greenscreen eine Alternative?

Das wären die wichtigsten Fragen, die vorab mit dem Produktionsteam abgesprochen werden sollten. Was steckt hinter den Fragen?

INTERVIEWS HABEN VERSCHIEDENE KONZEPTE

Auch Videobotschaften haben ein Ziel, das sie verfolgen und damit auch eine Zielgruppe. Je nach Anwendungszweck des Videos muss ein solcher Clip nicht zwangsläufig eine statische Aufnahme im Büro sein, bei der die Person einfach in die Kamera spricht – im Gegenteil. Es sollte stets der Inhalt im Vordergrund stehen und daher kann es sinnvoll sein auch mal „raus“ zu gehen oder im Laufen mit einer anderen Person sprechen. Das passt insbesondere dann, wenn etwas gezeigt werden soll. Zwar ist das dann kein klassisches Interview mehr, aber die Kernidee ist die gleiche. Es kommt also darauf an, an wen sich das Video richten soll und wer spricht.

Alle Konzepte haben aber eines gemeinsam: Sie bauen auf Glaubwürdigkeit, authentische Bilder sowie Verständlichkeit auf. Daher sollten spielerische Inszenierungen nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden, ansonsten rückt die Person, um die es ja eigentlich geht, in den Hintergrund. Es gilt wie bei fast allen Filmen: Der Inhalt gibt den Ton an, nicht die technisch hochwertigen Bilder. Technik ist nur Mittel zum Zweck – und kann auch nicht zaubern.

ERFAHRUNG DES INTERVIEWTEN

Das spielt tatsächlich eine große Rolle bei der Aufnahme eines Interviews. Folgend zwei Beispiele:

Der Geschäftsführer hat Erfahrung auf Veranstaltungen vor einer großen Gruppe frei zu sprechen. Kann er das aber auch, wenn er in einem Raum mit zahlreichen Lampen in eine Kamera spricht? Kann er den Text ggf. genau wiederholen?

Oder: Kann der Mitarbeiter glaubwürdig, ohne, dass es wie auswendig gelernt wirkt, einen vorgegebenen Text für ein Recruiting-Video sprechen?

Bitte lächeln – die Präsenz der Kamera kann eine Herausforderung darstellen.

Beides ist in Unternehmen Alltag. Das bedeutet aber nicht, dass keine guten Interviews entstehen können, nur die Rahmenbedingungen müssen entsprechend berücksichtigt werden. So kann zum Beispiel weniger Technik mehr sein. Was bringt ein perfekt ausgeleuchteter Protagonist, wenn dieser nicht authentisch und sichtbar abgelenkt wirkt?

Oft kann aber schon durch eine entsprechende Stimmung am Set die Person auf das kommende Interview eingestimmt werden. Wir bemühen uns eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, was aber auch ein wenig an Zeit in Anspruch nimmt, die eingeplant werden sollte.

Ein klassisches Beispiel ist auch der Einsatz eines Teleprompters. Dabei handelt es sich um einen Spiegel, der vor der Kamera aufgebaut wird und die Texte anzeigt. In Nachrichtenstudios ist das Alltag. Professionelle Sprecher sind aber in der Lage die Texte zu lesen ohne die Augen von links nach rechts zu bewegen und somit den Zuschauer immer anzusehen. Das können die meisten aber ohne viel Erfahrung nicht. Der Zuschauer sieht nun sehr deutlich, dass der Text abgelesen wird – die authentischen und glaubwürdigen Bilder sind dahin. Daher ist der Einsatz eines Teleprompters nicht immer die beste Wahl.

WIE VIELE PERSONEN SIND ZU SEHEN?

Interviews unterscheiden sich zu Ansprachen oft darin, dass mindestens eine Person anwesend ist, die konkrete Fragen stellt. Wichtig wäre nun zu klären, ob diese Person zu sehen sein soll. Trifft das zu, so wird die Aufnahme etwas komplizierter und mindestens zwei Kameras sind in der Regel notwendig.

WIE VIELE KAMERAS DENN NUN?

Sind die grundlegenden Fragen geklärt, kann nun entschieden werden, wie das Interview aufgezeichnet werden soll. Grundsätzlich gibt es hierzu mehrere Möglichkeiten:

  1. Aufnahme mit einer Kamera statisch von vorne. Dies ist eine klassische Aufnahme, bei der die Person direkt den Zuschauer anspricht bzw. der Fragesteller mit dem Interviewten gemeinsam auf einem Bild zu sehen sind. In der Regel ist das Video sehr kurz und Schnitte gibt es keine. Hier punktet das Video vor allem durch einen spannenden Inhalt. Durch die geringe Abwechslung im Schnitt werden solche Videos aber schnell langweilig.
    1. Im Zeitalter der hochauflösenden Kameras besteht aber auch die Möglichkeit mit nur einer Kamera verschiedene Brennweiten zu realisieren. Bei einer Aufzeichnung in 4K und Ausgabe des Videos in beispielsweise Full-HD, kann ohne starken Qualitätsverlust im Schnitt digital „gezoomt“ werden. Das genügt in vielen Fällen schon für einen abwechslungsreichen Film, bei nur einem Durchgang.
    2. Möglich ist auch das Interview zu wiederholen und die Kamera im zweiten Durchgang anders zu positionieren. Das macht aber nur Sinn, wenn genug Zeit vorhanden ist und der Inhalt möglichst genau wiederholt werden kann. Der Schnitt ist hier aufwändiger. In den allermeisten Fällen ist es die bessere Lösung eine zweite Kamera aufzubauen.
  2. Aufnahme mit einer bedienten Kamera. Hier spricht man von situativem Drehen. Das bedeutet, dass der Kameramann während der Aufnahme die Kamera schwenkt, zoomt oder diese bewegt. Das erfordert viel Gefühl, da die Bilder ja stets zum Inhalt passen müssen und nicht zu sehr vom Inhalt durch Bewegungen ablenken dürfen. Bei mehreren Personen eine schwierige Aufgabe.
    1. Oft kombiniert man eine solche Aufnahme mit B-Roll Material: Das sind Aufnahmen, die im Schnitt fast immer verwendet werden können, beispielsweise der Hände, der Dekoration im Raum oder auch inhaltlich passende Bilder, die extra angefertigt wurden. Grafiken und Bilder sind auch eine gute Möglichkeit. Somit wird das Interview spannend und abwechslungsreich. Zudem sind auch Schnitte im Audio möglich, was in den meisten Fällen nur funktioniert, wenn man die Person nicht sieht und nur die Sprache hört.
  3. Aufnahme mit mehreren Kameras. Das ist in den meisten Fällen sicherlich die beste Lösung, insbesondere wenn mehrere Personen zu sehen sind. Die Möglichkeiten im Schnitt sind hier am größten und es kann punktgenau geschnitten werden, was beim situativen Drehen nicht immer der Fall sein wird.
Bei einer Greenscreen-Aufnahme wird in aller Regel nur eine Kamera verwendet.

DIE FRAGE NACH DEN KOSTEN

Die genannten Möglichkeiten sind natürlich mit unterschiedlichem Aufwand verbunden. Die Kosten und der Zeitaufwand unterscheiden sich hierbei teilweise erheblich.

Natürlich sind Aufzeichnungen mit mehreren Kameras, die auch noch bedient sind, deutlich teurer, als nur mit einer statischen Kamera. Meist aber lohnt sich der Aufwand und die Bilder ergänzen perfekt den Inhalt. Trotzdem bemühen wir uns immer die beste Lösung zu finden und die Kosten nicht unnötig zu steigern. Denn oft genügt es auch auf eine einfachere Lösung zurückzugreifen und nicht gleich mit einem LKW voller Technik am Drehort vorzufahren.

GREENSCREEN – EINE ALTERNATIVE?

Geht es um eine Ansprache, bei der sich die Person direkt an den Zuschauer wendet, so stellt eine Aufzeichnung von Interviews vor einem Greenscreen eine Alternative dar. Unabhängige Aufnahmeorte, genug Möglichkeiten im Schnitt und flexibel anpassbare Aufnahmen sprechen dafür.

FAZIT

Die Möglichkeiten bei der Aufzeichnung eines Interviews sind vielfältiger, als man vielleicht denken mag, weshalb auch hier – wie bei fast jedem Film – die Vorplanung wichtig ist. Dann klappt es auch mit dem Interview. Wir würden uns freuen, wenn auch Du das nächste Interview uns anvertraust. 

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